In der Generaldebatte zum Bundeshaushalt am 9. Dezember äußerte sich Angela Merkel ungewohnt emotional zur aktuellen Corona-Lage:
„Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und anschließend es das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben.“
Nur – Oma und Opa sind vielfach bereits tot. Von knapp 20.000 Toten seit Beginn der Pandemie in Deutschland waren knapp 13.000 – also ca. 2/3 — über 80 Jahre alt. Viele davon sicherlich Großeltern.
Betrachtet man diese Fälle genauer, so stellt man fest, dass ein überproportionaler Teil davon von Alten- oder Pflegeheimen gelebt hat. In Hessen waren beispielsweise 2/3 der im November in Zusammenhang mit Corona Gestorbenen Bewohner von Altenheimen. Bundesweit ist es etwa die Hälfte.
Verwundert reibt man sich angesichts solcher Zahlen die Augen. Müssten nicht gerade Alten- und Pflegeheime besonders geschützt werden? Müssten nicht gerade Alten- und Pflegeheime besonders geschützt werden können? Doch genau das geschieht offenbar nicht. Jetzt, im Dezember, beginnt die Ausgabe von FFP2-Masken an Angehörige von Risikogruppen – allerdings müssen die Krankenkassen zuvor fälschungssichere Bezugsscheine ausgeben. Jetzt erst, zum Fest, erfolgt in Baden-Württemberg die Ausgabe von 50.000 Corona-Schnelltests (und das aus einer „Notreserve“!) – bei ca. 700.000 Einwohnern über 80 Jahre im Land.
Halten wir also fest:
Auch 10 Monate nach dem Beginn der Pandemie ist es den Verantwortlichen nicht möglich, die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen vor dem Corona-Virus zu schützen!
Weder verfügen die Senioren über wirksame Schutzmasken, noch werden Personal und Besucher der Heime auf das Virus getestet. Mindestens 6.000 Menschen haben diese unverantwortliche Nachlässigkeit bereits mit ihrem Leben bezahlt.
Es ist zynisch, dass diese vermeidbaren Opfer jetzt als Argument für einen flächendeckenden Lockdown herhalten müssen. Hätte die Politik verantwortungsvoll gehandelt und die Sommermonate für ein Schutzkonzept genutzt, so wären nicht nur tausende Senioren noch am Leben — auch der wirtschaftlich und gesellschaftlich verheerende, andauernde Lockdown wäre schlicht überflüssig.
Um auf Frau Merkel zurück zu kommen: Weil die Politik bereits „etwas versäumt“ hat und die Senioren in den Heimen zu viele Kontakte hatten, war für unzählige Familien bereits 2019 das letzte Weihnachten mit den Großeltern.